In Ifta halten Gemeindemitglieder Sommerandachten
Es ist Sommer in Mitteldeutschland. Auch am vergangenen Sonntagmorgen lädt das Wetter zu Ausflügen und Urlaub ein. Vielerorts bleiben die Kirchen vor allem in den Ferien leer oder Pfarrerinnen und Pfarrer sind in dieser Zeit besonders gestresst, weil sie Urlaubsvertretungen zu übernehmen haben. Anders sieht es im kleinen Ort Ifta (Kirchenkreis Eisenach-Gerstungen) aus. Auch hier hat der Sommer die Reihen geleert, aber die Gemeinde trifft sich trotzdem. Und sie gestaltet ihren Gottesdienst unter dem Titel »Sommerandacht« selbst.
»Diese Regelung habe ich als Idee aus der Deutschen Evangelischen Gemeinde in Barcelona mitgebracht«, erzählt der Iftaer Pfarrer Klaus Zebe. Die Sommerpause dort ist sehr lang. In dieser Zeit kommen meist Vertretungspfarrer aus Deutschland, die dann eine Andacht halten. Er selbst war dort ein halbes Jahr für ein Auslandsvikariat. »Ist aber gerade kein Pfarrer greifbar, gibt es auch dort in der Gemeinde einige, die eine kurze Andacht gestalten«, erzählt Zebe weiter.
Bereits vor drei Jahren schlug er die Idee der Sommerandachten vor. »Ich überlegte, was dazu nötig wäre, dass die Gemeinde sich das zutraut«, so der junge Pfarrer. Die Antwort darauf fand er einerseits in der klaren Begrenzung – sechs Wochen Sommerferien – und auch in der einfachen Form sowie im Material, das für jeden handhabbar ist: Er entwirft ein Andachtsheft mit Vorschlägen für alle wichtigen Grundelemente des Gottesdienstes: Lieder, Psalm, Lesungen und ein kurzer geistlicher Impuls.
Und wie reagierte die Gemeinde darauf? »Es wird positiv angenommen«, resümiert Pfarrer Zebe, der bereits zwei Mal als Gast dabei war. »Es sind schöne Andachten, bei denen es Spaß macht, dabei zu sein.« Und auch Lieselotte Fischer, eine der Mitgestalterinnen der Sommerandachten und Mitglied des Gemeindekirchenrates, kann dem nur zustimmen: »Im Sommer werden es eben kaum mehr Besucher, selbst dann nicht, wenn der Pfarrer da ist.«
Kontakt und Austausch in den Sommermonaten
Schon in den vergangenen beiden Jahren hat Lieselotte Fischer bei den Andachten mitgewirkt. »Im ersten Jahr war das schon sehr ungewohnt. Da hatte ich vorn auch noch Herzklopfen. Inzwischen sind wir da schon geübter«, sagt sie lachend. Zwei Mal in sechs Wochen eine Andacht zu halten, darin sieht sie kein Problem.
»Es sind ja auch immer andere an der Reihe«, so die Kirchenälteste. Jeweils drei Gemeindemitglieder sind an einem Sonntag verantwortlich und teilen sich die Aufgaben untereinander auf. Die Andachten bieten der Gemeinde eine Gelegenheit, sich auch während des Sommers kontinuierlich zu treffen, im Kontakt und Austausch zu bleiben. »In den Sommermonaten sind wir bei uns in der Region sehr dünn besetzt«, erläutert Klaus Zebe. »Deshalb war es das Ziel, einerseits mir selber, aber auch den Pfarrkollegen durch diese einfache Form etwas Freiraum zu schaffen – für den eigenen Urlaub oder etwa während der Begleitung von Freizeiten.«
In Spichra, das zur Kirchengemeinde Ifta gehört, werden ebenfalls diese Sommerandachten gehalten. Ein weiterer Ort, Pferdsdorf, hat eine andre Lösung gefunden. Dort trifft sich die Gemeinde während der Sommerpause gelegentlich zu einem thematischen Nachmittag. »Die Gemeinde hatte von Anfang an gesagt, die Sommerandachten seien nichts für sie«, sagt Pfarrer Zebe. »Das muss ich aushalten, wenn sie darin nicht ihre Prioritäten sieht.«
In Ifta gestalteten am vergangenen Sonntag neben Lieselotte Fischer eine weitere Kirchenälteste und eine Kindermitarbeiterin die Sommerandacht. Die Reihen waren lose besetzt, zu zwölft war man an diesem Morgen. Es wurde viel gesungen, begleitet von der Orgel. Gelegentlich gab es kurze Pausen und kleine Absprachen. Das störte niemanden und passte gut in die lockere und angenehme Form, fern von so mancher Gottesdienstroutine. Die Light-Variante sozusagen – passend zum Sommer.
Mirjam Petermann