Quantcast
Channel: ⇒ Glaube + Heimat » Thüringen (Archiv)
Viewing all articles
Browse latest Browse all 10

Gefühle werden sichtbar

$
0
0

Ausstellung im Landeskirchenamt zeigt Arbeiten aus dem Christophoruswerk Erfurt

Wer das Landeskirchenamt im Collegium maius betritt, kommt durch ein modernes Portal in ein Denkmal hinein. Das historische Gebäude ist von Glas umhüllt, bunte Farben prägen es eher nicht. Nun haben ihm Erfurter Künstler einen temporären »Farbenklang« verliehen. Seit vergangener Woche sind in der Galerie und im Treppenhaus Arbeiten von fünf Teilnehmern eines kunsttherapeutischen Projektes des Christophoruswerkes Erfurt zu sehen. Die Ausstellung gab den Auftakt zu vielfältigen Veranstaltungen in der Landeshauptstadt im Rahmen der Erfurter Denkmaltage unter dem Motto »Farben!«.

»Kunst, das ist für mich Freiheit«, schreibt Maik Jaskolowski im Gästebuch zur Ausstellung über sich. »Ich kann mich ausdrücken, ich kann selbst entscheiden, mein Bild ist, wie ich es will und es bleibt.« Ruhe und Konzentration findet er beim Malen, kann vom Alltag abschalten. Seit 2013 nutzt der 36-Jährige das kunsttherapeutische Angebot für Bewohner des Wohnheims in der Spittelgartenstraße. Es hilft geistig und körperlich behinderten Menschen, ganz neue Ausdrucksmöglichkeiten für sich zu finden und sich neu zu entdecken. Viele von ihnen haben jahrelang nicht oder noch nie gemalt. »Es ist ganz erstaunlich, welche Entwicklungen wir in dieser Gruppe binnen anderthalb Jahren erleben durften«, berichtet die Kunsttherapeutin Ulrike Löber.

Die Ausstellung »Farbenklang« mit künstlerischen Arbeiten aus den Werkstätten des Erfurter Christophoruswerkes kann bis zum 28. November wochentags zwischen 10 und 16 Uhr im Collegium maius besichtigt werden. Foto: Jens-Ulrich Koch

Die Ausstellung »Farbenklang« mit künstlerischen Arbeiten aus den Werkstätten des Erfurter Christophoruswerkes kann bis zum 28. November wochentags zwischen 10 und 16 Uhr im Collegium maius besichtigt werden. Foto: Jens-Ulrich Koch

»Anfangs beispielsweise war es für die Teilnehmer ungewohnt, selber Material oder Farben auszuwählen. Inzwischen treffen sie ganz eigenständig und bewusst solche Entscheidungen – und das sind ganz wesentliche Entwicklungsschritte für sie. Sie haben gelernt, sich ihren Platz einzurichten, sind angeregt, sich zu strukturieren.«

Die Therapeutin gibt Hilfe und In­spiration, aber keine Themen oder Inhalte vor. Da das wöchentliche Malen im Atelierraum der nahen Christophorus-Schule durchgeführt wird, bedeutet das auch Abwechslung im Alltag. »Unsere kunsttherapeutische Arbeit vermittelt die Erfahrung, dass man selber aus sich heraus etwas bewirken kann«, so Löber. »Die Gruppe kommuniziert in einer ganz eigenen Weise miteinander, Gefühle und Stimmungen werden sichtbar.« Bei der Ausstellungseröffnung im Landeskirchenamt waren die Künstler dabei und konnten so ihre Bilder selbst in einer ganz anderen Atmosphäre betrachten, erzählt die Therapeutin. Ihre Arbeit wirkt sich so positiv auf das Selbstwertgefühl ihrer Schützlinge aus.

Das Christophoruswerk legt bei den ihm anvertrauten Menschen viel Wert auf die Stärkung der Persönlichkeit, erläutert Diana Steinbauer, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit. Die gemeinnützige GmbH betreut in Erfurt und Umgebung sowie in Gotha mehr als 700 Menschen, schafft Arbeits- und Beschäftigungsangebote, betreibt Werkstätten, individuelle Wohnformen, Tagesstätten, eine Förderschule sowie Beratungsdienste. Anschließend werden die Werke ihren Platz im Wohnheim finden. Dort sind die Wände in den offenen Wohnbereichen schon lange reserviert.

Katharina Hille

www.christophoruswerk.de


Viewing all articles
Browse latest Browse all 10